Mittwoch, 19. Mai 2010

14.-16.05.2010 Taman Negara

Nach einem Wochenende in KL hat mich letzten Freitag wieder die Abenteuerlust gepackt (nicht dass man in KL keine Abenteuer erleben kann - aber dazu vielleicht ein anderes Mal). Jedenfalls hab ich Flo eingepackt und wir sind direkt nach der Arbeit aufgebrochen in den Taman Negara, den mit 130 Millionen Jahren ältesten Urwald der Welt.

Zunächst ging es dafür per Bus nach Jerantut, wo wir uns direkt in der nächstbesten Backpacker-Absteige ein Zimmer für umgerechnet 3,50 Euro pro Person "gegönnt" haben (ich glaube, die hatten dort noch nie Gäste, die in Hemd, Stoffhose und Lederschuhen ankamen ;-) und haben dann versucht in dem Ort ein Bier zu bekommen, was sich allerdings in etwas entlegeneren, ländlichen Gebieten Malaysias dann doch als schwierigere Aufgabe erweist, da dort überwiegend moslemische Malaiien leben. Stattdessen haben wir immerhin einen Ramsch-Laden gefunden in dem wir uns mit second-hand (vielleicht eher third- oder fourth-hand) T-Shirts für ca. 20 Cent das Stück eingedeckt haben (Stichwort: Loose fit - siehe Bilder unten...). Damit haben wir auch besser zu unseren Zimmernachbarn gepasst :-)

Am nächsten Morgen ging es dann mit dem ersten Bus die letzten Kilometer hinein in den Dschungel. Der Ausgangspunkt aller Expeditionen Kuala Tahan hat eine sehr coole Atmosphäre. Besonderen Charme haben die Hausboote auf dem Sungai Tahan, die von Restaurants über Travel Agenturen bis hin zum Supermarkt alles beherbergen:

Ohne lange zu zögern haben wir uns für einen ca. 10 km langen Trail entschieden und ab ging's in den tropischen Regenwald! Die unberührte Natur dort war unglaublich schön und die Geräusche des Waldes beeindruckend.

Was Tiere angeht haben wir zwar weder Tiger noch Elefanten oder Nashörner gesehen (obwohl es die dort auch geben soll), aber immerhin ein Wildschwein, einige Wasserbüffel, Affen, eine Schlange, Tausende von Schmetterlingen und natürlich Millionen anderer Insekten:

Auch sonst war's ganz spaßig :-)

Der Pfad war anfangs gut zu erkennen und an den ersten paar Abzweigungen standen sogar noch Wegweiser. Das sollte sich allerdings bald ändern... Ab und zu war überhaupt kein Trail mehr auszumachen und an anderen Stellen gab es dann plötzlich zwei Möglichkeiten, was immer einer 50/50 Chance glich - bei der wir natürlich meistens den Kürzeren zogen und nach ein paar hundert Metern wieder umkehren mussten (wir hatten zwar eine Karte, aber da war praktisch keiner der anderen Pfade eingezeichnet...)

Dieses Schild war vielleicht irgendwann einmal hilfreich:

Inzwischen waren wir zu dem Ergebnis gekommen, dass der Lonely Planet mit dem Hinweis, für kürzere Trails brauche man keinen Guide, wohl nur wirklich kurze und sicher nicht unseren gemeint hatte. Mehrere Spinnenweben quer über den Pfad haben uns auch wissen lassen, dass hier wohl schon eine ganze Weile kein menschliches Wesen mehr durchgekommen war.

Als wir dann nach den ersten paar Stunden noch feststellten, dass unsere 1,5 Liter Wasser natürlich nicht ansatzweise reichen würden, wurde es doch etwas abenteuerlich (vor allem als es dann noch anfing zu regnen - aber zum Glück gleich wieder aufhörte)...

Umso erleichterter waren wir als wir nach fast 5 Stunden und etwa zwei Dutzend Blutegeln zur Flußquerung kamen und wussten, dass wir trotz allem noch auf dem richtigen Weg gewesen waren und somit an der Stelle rauskamen, an die wir uns ein Boot bestellt hatten, um uns abzuholen.

Die ca. 40minütige Bootsfahrt zurück war phänomenal. Und so entspannend...

Zurück im Dorf haben wir dann noch in einem der "Flooting Restaurants" zu Abend gegessen (Wer mal in den Regenwald gehen will: ein zweites Paar Schuhe schadet sicher nicht...)

Am nächsten Tag hatten wir uns dann eigentlich entschieden nur eine gemütlichere Runde zu machen und in der Nähe des Park-Headquarters auf ausgetreteneren Wegen zu wandern. Mit der Gemütlichkeit war es schnell vorbei, als es galt einen 340 Meter hohen Hügel zu erklimmen - unter den hiesigen klimatischen Bedingungen war der Aufstieg über den glitschigen Pfad eine leicht schweißtreibende Angelegenheit. (Die Bilder sind teilweise etwas verwaschen, weil das Objektiv regelmäßig angelaufen ist.)

Aber es hat sich gelohnt!

Anschließend dann auf der anderen Seite des Hügels runter - böser Fehler: unten angekommen stellten wir fest, dass wir um zu unserem nächsten Ziel, dem Canopy Walkway, zu kommen auf der Seite runter gemusst hätten, von der wir gekommen waren. Statt wieder über den Hügel zu klettern, haben wir uns entschieden lieber 2,5 km zum Headquarter zu laufen und von dort mit dem Boot hinzufahren - irgendwann reicht's dann doch ;-)

Der Canopy Walkway besteht aus einer Reihe von Hängebrücken (insgesamt 400m lang), die in den Bäumen in bis zu 60m Höhe aufgehängt sind. Sehr cool (aber eine Portion Vertrauen in die malaysische Ingenieurskunst gehört schon dazu):

Anschließend haben wir unser Gepäck abgeholt und sind per Boot innerhalb von drei Stunden zurück nach Jerantut gefahren, um dort abends den Bus nach KL zu nehmen.

Fazit: Phantastisch! Traumhafte Natur und nur sehr begrenzter Tourismus (zumindest jetzt in der Nebensaison) und dieser dann auch praktisch ausschließlich auf Backpacker-Niveau (für richtige Hotelanlagen fehlt vermutlich die Nachfrage, weil es dann wohl doch nicht ganz jedermanns Sache ist). Ich würde jedenfalls sofort wieder eine Expedition starten - allerdings nächstes Mal dann doch eher mit Guide...


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