Samstag, 10. Juli 2010

Das Leben im Schatten der Zwillingstürme - Alltag in KL


Langsam aber sicher geht meine Zeit hier in KL schon wieder zu Ende. Und ich bin immer noch nicht dazu gekommen, mal was über KL zu schreiben oder die Arbeit. Liest sich bisher eher wie ein Reiseblog – aber ich habe zwischendurch tatsächlich (fast) immer 5 Tage gearbeitet. Mein Alltag (der sich natürlich auch irgendwann eingeschlichen hat) sieht also natürlich etwas anders aus als dieser Blog es vielleicht bisher annehmen lässt.

KL ist sicher nicht gerade eine besonders schöne Stadt, allerdings meines Erachtens eine sehr (er)lebenswerte. An manchen Stellen zeigt sich die Stadt als asiatischer Moloch mit Wohnghettos, schmutzigen Straßen und offener Kanalisation, während das Stadtzentrum rund um die Petronas-Towers verhältnismäßig rausgeputzt ist und die Shopping-Center geradezu steril wirken. Andererseits ist KL auch außerordentlich grün (ich frage mich wieviele Jahre es dauern würde bis der Regenwald sich die Stadt zurückholen würde, wenn niemand was dagegen tun würde…)

Nicht zuletzt hat KL noch den Ruf, eine der Party-Hauptstädte Südostasiens zu sein. Auch in dem Bereich wird von sehr coolen Clubs bis zu gediegenen Bars einiges geboten: zB. die Sky Bar mit Pool und diesem Blick…

Dass ich die (bzw. eine der) Club-Meilen quasi vor der Haustür habe, hatte ich ja schon mal erwähnt. Aber auch gegen unsere Standard-Vorglüh-Location kann man nun nix sagen:

Inzwischen hab ich mich auch daran gewöhnt, …

  • keinen Schritt vor die Tür machen zu können, ohne zu schwitzen.
  • zum Mittagessen kleine Überraschungen zu bekommen (Hühnerfüße zum abknabbern lasse ich mir noch gefallen, aber Anchovi-Köpfe im Bambussprossen-Gemüse muss dann doch nicht sein…)
  • auch mal einen Gecko über den Schreibtisch laufen zu sehen (wobei im Ernst, das find ich immer noch sau cool!).
  • knapp 2h Stunden zur Arbeit zu pendeln und 2h zurück. Es sei denn ich habe, wie momentan sehr oft, finanzstarke Mitfahrer fürs Taxi ;-). Andererseits habe ich im Bus auch inzwischen ein paar sehr nette Leidensgenossen kennen gelernt, wodurch die Fahrt zumindest idR sehr kurzweilig ist.
  • dass es ca. 3x pro Woche gewittert (aber nach ner Stunde ist dann auch wieder gut…)
  • mich zu 90% von Chicken & Rice in allen möglichen Variationen zu ernähren (dadurch, dass es hier praktisch kein Schweinefleisch gibt, weil die Muslims nicht mal in Restaurants essen dürfen, in denen das zubereitet wird, und auch Rind verhältnismäßig wenig ist, weil das wiederum die Hindus nicht essen, bleibt nicht soviel mehr als Chicken – zumindest in den günstigen „Restaurants“).
  • dass man hier an jedes fünfte Wort ein „lah“ anhängt um es zu betonen und unnötige Worte gerne weglässt („Why we so slow-lah?? Can’t go faster?“ – „Can-lah!“)
  • und inzwischen sogar ein bisschen an die Hitze, so dass ich sogar ab und zu doch wieder einen Schritt machen kann, ohne zu schwitzen ;-)

So sieht’s bei mir im Office aus (unten mein Kollege Tharan):

Und noch ein Foto mit ein paar Kollegen bzw. eigentlich nur Kolleginnen (Die Frauenquote sollte in HR bei TSMY kein Problem sein), das beim HR Away Day auf Penang entstanden ist – quasi Klassenfahrt mit der Abteilung für ein Wochenende:

Ganz witzig: Kurz nachdem er das Bild gemacht hatte, wurde Tharan von einem Araber angesprochen - auf die Gruppe zeigend: „Chinese?“ – „No, all Malaysians?“ – „Ahh, this one how much?“ Okaaay... da hatte mich wohl jemand für einen zufriedenen Kunden gehalten…

Die Arbeit macht echt Spaß und dadurch, dass ich im HR Area Management Asien bin, arbeite ich auch viel mit Kollegen in Japan und China zusammen, was sehr spannend ist. Aber selbst in Malaysia gibt es drei verschiedene große Kulturgruppen (Malaiien, Inder, Chinesen) und dabei im Alltag immer wieder interessante Erfahrungen zu machen:

Vorletztes Wochenende saßen Flo, Tharan und Iffah z.B. bei uns am Pool und haben uns unterhalten. Ich mich gewundert, weil Iffah plötzlich so schweigsam war (was sonst nicht so unbedingt ihre Art ist) und sie drauf angesprochen – sie meinte: „Give me five minutes“ – okay?? Weiterunterhalten und nach ein paar Minuten steigt sie ins Gespräch ein: „What are you guys talking about?“ – hähhhh? Sie hat dann erklärt, dass gerade der Muezzin gerufen hatte und sie dann eben gebetet hat…

Achja, nach ein paar Fragen zum Blogtitel hier die Aufklärung:

Muddy Confluence = Schlammiger Zusammenfluss = Kuala Lumpur

Impressions from KL:

Donnerstag, 24. Juni 2010

02.-06.06.2010 Japan


Diesen Blogbeitrag wollte ich schon lange schreiben, bin bisher allerdings nicht dazu gekommen, woran auch die WM nicht ganz unschuldig war...

Nur 3 Tage nach der Kinabalu-Besteigung ging es Dienstagabends schon wieder weiter, diesmal nach Japan! Freitag war mal wieder Feiertag (hier kann man sich über zu wenige Feiertage nicht gerade beschweren) und Mi und Do hatte ich mir zusätzlich freigenommen. Nach 7 Std. Flug - von Europa aus betrachtet scheint das alles so nah zusammen... - bin ich Mittwochmorgen um 7:30 in Tokyo gelandet und hab mich auf den Weg zu Nadine gemacht (Telekom-Kollegin und gute Freundin), die ich für den ersten Tag als qualifizierte Stadtführerin gewinnen konnte. Mein erster Eindruck auf dem Weg zu Nadine: "Mensch, kommt man da irgendwann mal an..." - die Stadt ist einfach irre groß und der Eindruck wird noch dadurch verstärkt, dass es nicht ein Downtown gibt, sondern viele Stadtzentren mit Wolkenkratzern.

Mit Nadine hab ich mich dann direkt aufgemacht, einige der Zentren zu erkunden. Erst mal ging's nach Roppongi, dem (bzw. einem der) Ausgehviertel. Lecker Udon essen:

Anschließend sind wir auf den Tokyo Tower gefahren - quasi der Eifelturm in rot-weiß nur 8 Meter höher ;-) Dort wurde mein Eindruck bestätigt dass die Stadt nicht aufhört, bzw. irgendwo dann eben in die nächste übergeht ohne dass man es merken würde.

Danach ging es nach Shibuya: Reizüberflutung pur und allein schon von daher der Wahnsinn, wie viel Leute da unterwegs sind - Mittwoch vormittags wohlgemerkt:

Als Kontrastprogramm sind wir anschließend Shinjuku in einen japanischen Garten, um ganz relaxed (beim Reingehen wurden wir mehrfach darauf hingewiesen, dass der Park in 30 min schließt ;-) ein bisschen zu schlendern.

Anschließend dann noch nach Asakusa und dort einen Tempel oder shrine (diese beiden Worte werden im folgenden synonym verwendet auch wenn ich weiß dass es nicht das gleiche ist. Aber ich habe noch so viele gesehen, da kann man sich irgendwann nicht merken, was was war...) angeschaut:


Jetzt schnell zurück nach Hause weil wir schon gleich weiter mussten, da wir zur Karaoke verabredet waren. Mit zwei weiteren DT-Kollegen, die sich momentan bei T-Systems Japan vergnügen (Andreas und Mirjam), sowie 4 Japanern hatten wir dabei unseren eigenen kleinen Raum mit Fernseher, Mikros und Karaokeanlage (dass man sich in der Kneipe vor allen zum Affen macht, scheint nicht die Sache Japaner zu sein ;-). Später kamen auch noch mein Bruderherz und seine Freundin Katja nach, die momentan in Yokohama wohnen, einer der angewachsenen Städte. War super die beiden nach einem halben Jahr mal wieder zusehen und auch sonst war Karaoke feuchtfröhlich und richtig cool!

Am nächsten Morgen habe ich mich dann mit Katja und meinen Eltern getroffen, die zufällig gerade auch in Japan unterwegs waren. Haben uns noch einiges angeschaut...

... und zwischendurch Okonomiyaki (japanische Pfannkuchen) gegessen:

An dieser Stelle mal ein paar Worte zum japanischen Essen: Nach der Lektüre einer Abhandlung über die jap. Küche und all die Fischspezialitäten hatte ich noch Angst zu verhungern und war von daher extrem positiv überrascht von der Vielfalt und den Fleischspezialitäten! Alles was ich dort gegessen habe hat super geschmeckt! Finde es auch klasse, dass man oft sein essen direkt auf dem Tisch zubereitet (bekommt). Oft ist entweder einfach eine Bräterplatte, ein Grill oder ein Gasherd in den Tisch eingebaut. Kalt wird dann auch nix :-) Das Auf-dem-Boden-sitzen bräuchte ich jetzt allerdings auch nicht unbedingt immer...

In diesem Restaurant, hat man seine Nudeln vor dem Betreten am Automaten bestellt und bezahlt:

Abends sind wir nach Odaiba, ein Vergnügungsviertel auf einer künstlichen Insel vor Tokyo, wo u.a. die Freiheitsstatue steht. Diese allerdings wesentlich kleiner als im Original:

Am nächsten Morgen ging es dann mit dem Schinkansen (jap. ICE) nach Kyoto, wo es vor allem Tempel zu sehen gibt. Highlights waren dabei der goldene Pavillion und der Philosophenweg mit verschiedensten kleinen Tempeln und Schreinen:

Fazit: Japan ist ein sehr interessantes Land und es gibt sicher mehr zu sehen, als man in 4 Tagen schafft ;-) Nachteilig ist allerdings die Sprachbarriere, die alles etwas komplizierter macht. Beispielsweise wird die Orientierung doch wesentlich erschwert, wenn man Analphabet ist... Außerdem sprechen nach meinem Eindruck nur ziemlich wenige Japaner überhaupt Englisch und dann häufig auch nicht sehr gut.

Montag, 7. Juni 2010

27.-30.05.2010 Mount Kinabalu (4.095 m)

Getreu meinem 14tägigem Trip-Rhythmus habe ich mich am vorletzten Wochenende mal wieder aufgemacht, der Stadt zu entfliehen und entlegenere Gegenden Malaysias zu erkunden.

Diesmal stand der Mount Kinabalu auf dem Programm - mit 4.095m der höchste Berg Südostasiens. Donnerstags nach der Arbeit (Freitag war Feiertag) ging es nach Kota Kinabalu auf Borneo und von dort Freitags morgens zum Park Headquarters auf knapp 1.800m. Dort haben wir uns diesmal gemeinsam mit Kei, einem - wie sich herausstellen würde - überraschend fitten 60jährigen Japaner, einen Guide gegönnt (war für die Tour allerdings auch vorgeschrieben).

Die ersten paar Kilometer waren absolut easy. Durch die Höhe war es recht kühl und man konnte endlich mal wieder ein paar Schritte tun, ohne zu schwitzen wie ein Schwein. Was für ein Picknick - und alle Kollegen hatten mich noch gefragt, wie lange ich schon trainiere... (was mich immerhin dazu bewogen hatte, einmal die 35 Stockwerke zu meinem Apartment hochzuklettern - das musste aber dann auch reichen...)

Nach den ersten 3 km wurde es dann allerdings immer steiler und ab ca. 3.000 Höhenmetern bilde ich mir auch ein, dass sich die dünnen Luft bemerkbar gemacht hat - jedenfalls war irgendwann alle paar Meter ein Stop nötig.

Nach ca. 5,5 Stunden war das Etappenziel auf 3.300 Metern erreicht. Der Plan war am nächsten Morgen um 2:30 Uhr zum Gipfelsturm zu blasen, so dass wir zum Sonnenaufgang oben sein würden, weil das die einzige Tageszeit ist, wo die Chance besteht, dass sich Kinabalu nicht in Wolken hüllt.

Allerdings drohte abends einsetzender Regen, uns einen Strich durch die Rechnung zu machen. In einem tropischen Regenguss im stockdunkeln über den blanken Fels zu klettern, wäre wohl nicht die klügste Idee... Aber wir hatten Glück und ca. 1 Stunde vor Aufbruch hat der Regen aufgehört (inwiefern wir das Flo's second hand T-shirt aus Taman Negara zu verdanken haben, ist offen. Jedenfalls wurden wir unterwegs von einer Gruppe Chinesen aufgeklärt, dass das T-shirt Glück bringen soll, weil es irgendeinen Stempelaufdruck hat, den man im Tempel bekommt, wenn man irgendwelche Rituale absolviert hat - naja, solange es hilft...)

Auch wenn es aufgehört hatte zu regnen war der finale Aufstieg eine recht rutschige Angelegenheit. Aber immerhin war man nicht allein - weil natürlich alle zum Sonnenaufgang oben sein wollen und deshalb gleichzeitig losgingen. Durch die Stirnlampen konnte man immer schön sehen, wie sich eine Karawane von Glühwürmchen den Berg hochschlängelte:

Nach gut 2,5 Std. und 800 Höhenmetern war es dann vollbracht - 4.095,2 m. Inschallah! Langsam krieg ich auch keine Luft mehr...

Jetzt noch eine halbe Stunde frieren bevor die Sonne aufgeht. Verdammt, wir sind hier quasi am Äquator - warum ist es so scheiße kalt?

Aber es hat sich alles gelohnt:

Nachdem wir eine halbe Stunde die Atmosphäre auf dem Gipfel und die Aussicht genossen haben, kam auch der Rest unserer Crew oben an - höchsten Respekt für unseren japanischen Freund, der mit 60 Jahren und etwa halb so langen Beinen wie ich, den Aufstieg gemeistert hat (vorne ist unser Guide Fredolin :-):

Jetzt ging es an den Abstieg. Wieso habe ich eigentlich niemandem geglaubt, dass runter kommen schwieriger ist, als hochgehen?

An manchen Stellen war man ganz froh, dass man sie beim hochkraxeln im dunkeln nicht so genau gesehen hatte...

Irgendwann im Laufe des Nachmittags war es dann vollbracht und wir wieder wohlbehalten unten (böse Zungen behaupten, ich sei am Ende gegangen wie Dr. House). Ab ins Hotel und ins Bett gefallen. Für Sonntag war eigentlich ein Strand- und Schnorcheltag auf einer der Inseln vor Kota Kinabalu geplant, aber ganz ehrlich - wir waren sogar zu fertig, um am Strand zu chillen. Außerdem hätte man da ja hinlaufen müssen...

Fazit: Super Erfahrung, sehr schöner Berg und toller Ausblick - aber ich brauche jetzt erstmal keine Berge mehr, bin froh dass ich wieder Treppen laufen kann... Es war zwar nicht gerade einsames Wandern (wie in Taman Negara) sondern sehr viel los, aber das war eigentlich ganz nett, weil die Atmosphäre sehr gut war und man mit vielen Leuten ins Gespräch gekommen ist - nur auf dem Gipfel wurde es dann etwas crowded.

Übrigens: Durch Anklicken der Bilder kann man diese vergrößern.